Housing, Leisure and Everyday Life: Societies under German Occupation / Wohnen, Freizeit, Alltag: Besatzungsgesellschaften im Europa des Zweiten Weltkrieg

Housing, Leisure and Everyday Life: Societies under German Occupation / Wohnen, Freizeit, Alltag: Besatzungsgesellschaften im Europa des Zweiten Weltkrieg

Organisatoren
Imre Kertész Kolleg, Jena; Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung, Dresden; Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Bergischen Universität, Wuppertal
Ort
Jena
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.10.2019 - 18.10.2019
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Von
Martin Borkowski-Saruhan, Universität Göttingen

In der vergangenen Dekade erlebte die Forschung zum Alltag unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg einen regen Auftrieb, der maßgeblich durch die Konturierung des Analyserahmens „Besatzungsgesellschaften“ befruchtet wurde. Allerdings schlägt sich dies (noch) nicht in der Anzahl einschlägiger Veröffentlichungen nieder. Diesen Befund nahmen die Organisator/innen zum Anlass, jene Alltagsdimensionen in den Fokus zu rücken, die jenseits offener Gewaltausübung als krisenhaft erlebt wurden und in denen sich die rassistische Herrschaftsordnung materialisierte. Mit einer europäischen Perspektive auf die Frage, welche Bewältigungsstrategien jüdische wie nichtjüdische Angehörige der Besatzungsgesellschaften vor dem Hintergrund eines von Gewalt bedrohten Alltags entwickelten, strebte die Tagung ein Beitrag zu einer Enttypisierung von Besatzungsgeschehen an.

In ihrer Einleitung befragte TATJANA TÖNSMEYER (Wuppertal) die Strukturen der von ihr konzeptualisierten „Besatzungsgesellschaften“ nach Auswirkungen auf deren außeralltäglichen Alltag. Besonders hob sie jüdische Angehörige hervor, die zwar Teil der Besatzungsgesellschaft, jedoch nicht integriert gewesen seien. Der Alltag sei durch asymmetrisch verfasste Interaktionen zwischen „Besatzern“ und „Besetzten“ geprägt und zunehmend exkludierend reglementiert worden, wie etwa der selektive Zugang zur Ressource Freizeit zeige.

Das erste Panel zum Thema Wohnen eröffnete AGNIESZKA WIERZCHOLSKA (Berlin) mit einem Vortrag über den gewaltsamen Umverteilungsprozess von Wohnungen, Fabriken und Läden in der besetzten kleinpolnischen Stadt Tarnów, in der Juden bis zum Zweiten Weltkrieg die Hälfte der Bevölkerung gestellt hatten. Das Verhältnis zwischen jüdischen und nichtjüdischen Polen sowie Deutschen verstand sie als relationales „Kräftefeld“ (Alf Lüdtke), auf dem sich unter permanenten Aushandlungsprozessen die soziale Dynamik der lokalen Besatzungsgesellschaft konstituierte. Vor dem Hintergrund antisemitischer Ausschlussforderungen um den „contested space“ Marktplatz aus der Vorkriegszeit, die jüdische Händler für gebremste Aufstiegsmöglichkeiten von Nichtjuden verantwortlich gemacht hätten, hätten die deutschen Besatzer für nichtjüdische Polen mehrere „Gelegenheitsfenster“ zur Aneignung jüdischen Besitzes geöffnet. Dies sei in einem regen Wettbewerb, zum Teil in Konkurrenz zur SS, gemündet, als die Besatzer im Sommer 1942 zeitgleich mit der Ghettoisierung die ersten Massendeportationen der jüdischen Bevölkerung ins Werk setzten. Wierzcholska betonte den Stellenwert der Shoah zum Verständnis dieser Dynamik sowie des Alltags der Stadtgesellschaft insgesamt.

SHANNON FOGG (Rolla, Missouri) erweiterte die Perspektive um einen westeuropäischen Schauplatz und konstatierte auch bei der nichtjüdischen Bevölkerung von Paris eine aktive Beteiligung an der Übernahme der Wohnungen Deportierter und Geflüchteter. Einerseits hätten Behörden auf Regulierung gedrängt, andererseits Einzelpersonen Ansprüche erhoben, was schließlich zur Institutionalisierung und Formalisierung des Übernahmeverfahrens geführt habe. Soziale Nähe habe diesen Prozess gekennzeichnet, denn neben Bombenopfern hätten gerade (ehemalige) Nachbarn aus der Deportation persönlichen Nutzen gezogen.

Einen Perspektivenwechsel wagte NATALIA ALEKSIUN (New York) mit einer Analyse der materiellen Kultur im Versteck lebender Jüdinnen und Juden in Ostgalizien. Welche Dinge überhaupt noch ins Versteck mitgenommen werden konnten, darüber habe vor dem Hintergrund gradueller Plünderung jüdischer Häuser der Zeitpunkt des Untertauchens entschieden. Dominiert hätten solche Objekte, denen ein praktischer Nutzen zugeschrieben wurde. Ein „Zuhause“ sei mittels Praktiken hergestellt worden, denn persönliche Gegenstände und Bilder hätten es kaum ins Versteck geschafft, anders als vereinzelt rituelle Objekte. Diese materielle Kultur, die Aleksiun im Anschluss an Yehuda Bauer als Amida, widerständisches Aufrechterhalten der jüdischen Gemeinschaft, wertete, habe aus Sicht der Überlebenden weniger an das Zuhause als solches denn an den Domizid, d.h. die retrospektiv oft bagatellisierte Erfahrung des Verlusts der Unverletzlichkeit des eigenen Hauses, erinnert.

In ihrem Kommentar machte BIRTHE KUNDRUS (Hamburg) „Kollaboration“ und Mitschuld als zentrale Themen des Panels aus und stellte die Frage, wessen genau sich die „Leichenfledderer“ (Frank Bajohr) schuldig gemacht hätten vor dem Hintergrund der Gleichzeitigkeit von Selbstermächtigung und dem Entzug von Handlungsmacht. In der Replik hob Fogg die deutsche Urheberschaft hervor, französische Akteure hätten auf bürokratischem Wege statt durch Gewalttaten mitgewirkt. In Tarnów hingegen, so betonte Wierzcholska, habe das Töten durch die zeitliche Parallele von Ghettoisierung und „Aktion Reinhardt“ auch auf offener Straße stattgefunden. So sei der Genozid sinnlich wahrnehmbar geworden und habe bei Nichtjuden die Erwartung begründet, dass die Deportierten nicht zurückkehren würden. Natalia Aleksiun stellte eine emotionale Hierarchie der Objekte heraus. Diese hätten ermordete Menschen repräsentiert, doch zugleich an den sozialen Abstieg der aus der Mittelschicht stammenden Überlebenden erinnert.

Zum Auftakt der zweiten Panels über medizinische Versorgung konstatierte VIOLETTA HIONIDOU (Newcastle) eine Bewährung des griechischen Gesundheitssystems während der deutschen Besatzung 1941–44. Auf zahlengesättigter Basis machte sie deutlich, dass einerseits die deutsche Hungerpolitik den Tod sehr vieler Menschen verursacht habe. Andererseits sei es jedoch mit Hilfe eines schweizerisch-schwedischen Rotkreuz-Projekts gelungen, trotz der Mangelsituation den Ausbruch von Epidemien und damit weitere Tote zu vermeiden. Dabei habe sich ein modernes Gesundheitswesen erst formiert und zudem in Konkurrenz zu traditionellen Heilpraktiken gestanden.

Mit der Geburtshilfe im „Reichsgau Wartheland“ beleuchtete WIEBKE LISNER (Hannover) einen besonderen Ort biopolitischer Ambitionen und individueller Bewältigungsstrategien. Die Besatzung habe Hebammen aus dem Altreich neue Handlungsspielräume eröffnet, als Agentinnen der Germanisierung Geburtshilfe in den Umwandererlagern anzubieten. Lokale volksdeutsche Frauen hätten dagegen polnische und jüdische Hebammen bevorzugt. Sowohl der Status von Polinnen, die bis auf Widerruf weiter praktizieren durften, als auch deutscher Hebammen habe vom Vertrauen der Schwangeren abgehangen und sei prekär geblieben. Die Praxis jüdischer Hebammen offenbare die Fragilität von Überlebensstrategien. Habe eine Schwangerschaft Jüdinnen im Ghetto Litzmannstadt zunächst höhere Rationen in Aussicht gestellt, sei sie bald zum Todesurteil geworden, was einen Abtreibungsboom nach sich gezogen habe. Zusammenfassend skizzierte Lisner geburtshilfliche Praxis im Warthegau als rassistisch segregiertes relationales System aus (Handlungs-)Macht und Machtlosigkeit mit den Determinanten Vertrauen und Verrat.

In ihrem Kommentar verortete SYBILLE STEINBACHER (Frankfurt am Main) die Rolle reichsdeutscher Hebammen im Anschluss an Elizabeth Harveys Arbeiten. Tatsächlich seien aber nur vergleichsweise wenige Frauen dem Ruf nach Osten gefolgt, so dass die lokale Bevölkerung und deren Eigen-Sinn stärker in den Blick geraten müsse. Auch schließe sich vor dem Problem der Verkettung von Versorgungs- und Reproduktionserwägungen die Frage nach biopolitisch zu nennenden Handlungsspielräumen im Ghetto an, die Rückschlüsse auf Gemeinschaftsvisionen und Zukunftserwartungen zuließen.

Im dritten Panel „Freizeit“ widmeten sich gleich zwei Beiträge dem Thema Kino. In seiner Fallstudie zum besetzten Brno im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren stellte PAVEL SKOPAL (Brno) fest, dass die Bevölkerung trotz der Dominanz deutscher Produktionen nicht auf die Ablenkung und Unterhaltung, die ein Kinobesuch bot, habe verzichten wollen und retrospektiv Legitimationsstrategien entwickelt habe. So sei die Bedeutung nichtdeutscher Stars wie Marika Rökk überbetont oder auf die schnell etablierten Unterschiede bei der Kinopräferenz von Tschechen und Deutschen abgehoben worden. Stärker auf Inhalte und Ästhetik ausgerichtet war der Vortrag von BERNHARD GROSS (Jena) zur Filmkultur in Österreich vor und nach 1938. Trotz der Einführung der Zensur und Deutschlands Bedeutung als Hauptabsatzmarkt hätten sich linke und jüdische Filmmacher noch bis mindestens 1936 behaupten können. Mit dem Anschluss sei neben der Arisierung der Kinos auch die Filmproduktion verstaatlicht worden. Nationalsozialistische Inhalte hätten zwar keinen Eingang in die produzierten Filme gefunden, doch machte Groß eine neue Ästhetik aus, die etwa Elemente vormilitärischer Körperpraxis in Tanzszenen integrierte.

Mit einem Fokus auf Sport und Alltag im besetzten Elsass erweiterte JAN HASSINK (Göttingen) die Perspektive des Panels. Nach dem Vorbild reichsdeutscher Strukturen sei der elsässische Sport kurz nach dem Beginn der Besatzung gleichgeschaltet und germanisiert worden und habe so die neue Herrschaftsordnung sinnlich erlebbar gemacht. Am Beispiel eines Betriebssportfestes in Mühlhausen im Jahr 1942, das trotz Teilnahmezwangs auf verhaltene Beteiligung stieß, legte Hassink den Eigen-Sinn der (Nicht-)Sportler offen. Obwohl der Betriebssport als in hohem Maße politisierte Praxis mittels einfacher Übungen einen inklusiven Anspruch durchzusetzen angestrebt habe, hätten ihn die Nichtteilnehmer als kompetitiv erlebt und es daher vorgezogen, sich nicht dem Spott der Kollegen preiszugeben.

In ihrem Kommentar konstatierte STEFANIE SCHÜLER-SPRINGORUM (Berlin) die Abwesenheit jüdischer Erfahrungen in dem Panel, das sie in die thematische Nähe eines Exports des Modells Volksgemeinschaft rückte. Sie regte dazu an, die zitierten Quellen auf apologetische Strategien und Verschwiegenes hin zu befragen. Abschließend richtete sie die provokante Frage an das Plenum, wie die Geschichte der vermeintlichen Banalität in die Besatzungsgeschichte integrierbar sei.

In seiner Keynote „Die Gleichzeitigkeit der Besatzung: Liebe, Spiele und die unbesetzte Zeit“ wagte NICHOLAS STARGARDT (Oxford) einen umfassenden, hier nicht abbildbaren Exkurs über die Dimensionen von Alltagspraktiken der Freizeit unter Besatzung. Die Forschung dürfe banale Praktiken nicht reflexartig als widerständig begreifen, zugleich jedoch ebenso wenig in eine apolitische Geschichtsschreibung verfallen. Als Ausweg schlug Stargardt die historische Kategorie Eigen-Sinn vor, die Subjektivitäten ernst nehme. An erschütternden Beispielen zeigte er, wie der Wandel von Kinderspielen als Indikator für sozialen Wandel unter Besatzung diente. Die rassistische Hierarchisierung der Bevölkerung sei darin breit rezipiert worden; die Bezugnahme auf die Besatzer habe zwischen Identifikation mit den Mächtigen und imaginiertem Widerstand oszilliert. In Reaktion hob Tatjana Tönsmeyer die Bedeutung jener „Kipp-Momente“ zwischen Banalität und Gewalt hervor, die den Alltag unter Besatzung geprägt habe. Weitere Kommentare hoben auf besondere Konstellationen, die Gewalt ermöglichten, auf die Verknüpfung der zeitlichen und der räumlichen Dimension von Besatzungsgeschehen sowie auf das mit der Rekonstruktion des Erwartungshorizonts der Akteur/innen verbundene Quellenproblem ab.

Den Einstieg in das Panel Kindheiten am zweiten Konferenztag bildete MACHTELD VENKEN (Luxemburg) mit einer in vergleichender europäischer Perspektive angelegten Analyse der Vieldeutigkeit der „Germanness“ von Jugendlichen in Grenzregionen während des Zweiten Weltkriegs. Dabei löste sie regionale Spezifika wie die jeweilige Besatzungsstruktur oder den rechtlichen Status deutscher „Volkszugehöriger“ aus ihrer Isolation und bot eine Synthese an, die in der Offenheit des imaginierten deutschen Kollektivs sowohl eine notwendige Voraussetzung für den Umgang mit der Grenzlandjugend als auch einen integralen Bestandteil dessen alltäglicher Praxis ausmachte. Zu den besonderen Erfahrungen der männlichen Jugendlichen habe der Wehrmachtsdienst in einem vergleichsweise frühen Lebensalter gehört.

JOHANNES-DIETER STEINERT (Wolverhampton) richtete den Fokus auf die eng mit der NS-Ideologie, deutscher Besatzungspolitik und dem Holocaust verwobene Zwangsarbeit polnischer, sowjetischer und jüdischer Kinder in Deutschland. In Anlehnung an die ILO-Konvention von 1930 und die UN-Kinderrechtskonvention fasste er darunter die auf Strafandrohung und Unfreiwilligkeit basierende Arbeit von unter 18-Jährigen. Geprägt von einem großen Spektrum der Arbeitskontexte, sei Zwangsarbeit für alle Kinder grundsätzlich vergleichbar gewesen, wobei jüdische diese erst ab 1944 in Deutschland verrichtet hätten. Doch während ehemalige polnische und sowjetische Kinderzwangsarbeiter sie als zentrales traumatisches Erlebnis wahrnähmen, das durch Hunger, Heimweh und Gewalterfahrungen geprägt gewesen sei, interpretierten sie jüdische Opfer vor dem Hintergrund des Holocaust als eine (von vielen) Überlebensstrategie(n).

Aus dem Kontext der deutschen Besatzungsherrschaft heraus bewegte sich FRANCESCA WEIL (Dresden), die den Erfahrungen von Kindern, Jugendlichen und Frauen während der sowjetischen und US-amerikanischen Doppelbesatzung Sachsens zwischen April und Juli 1945 nachging. Vor dem Hintergrund einer Selbstwahrnehmung als Kriegsopfer und stereotyper, rassistisch konnotierter Vorstellungen v.a. der sowjetischen Besatzer, habe das Gefühl des Ausgeliefertseins und eines fortdauernden Krieges dominiert. Sexuelle Gewalt, die sich auch gegen jüdische Überlebende richtete, habe diese Wahrnehmung weiterbefördert. Hunger und Mangel seien als zentral erlebt und mit Versorgungspraktiken aus der Kriegszeit (Hamsterfahrten aufs Land, Schwarzmarkt) bewältigt worden. Kontinuität habe auch hinsichtlich politischer Einstellungen geherrscht.

In seinem Kommentar entwarf ALFONS KENKMANN (Leipzig) Kinder als Stumme in der Geschichte. Die Bandbreite der Subjektivitäten erfordere analytische Multiperspektivität, für die er die Kategorien Alter, Raum, Mobilität und Exklusion/Inklusion vorschlug. Tatjana Tönsmeyer gab zu bedenken, dass vor allem alte Menschen in den Quellen stumm geblieben seien.

In der Abschlussdiskussion stärkten TIM KIRK (Newcastle), PIETER ROMIJN (Amsterdam), Tatjana Tönsmeyer, THOMAS LINDENBERGER (Dresden) und JOACHIM VON PUTTKAMER (Jena) die vergleichende europäische Perspektive der Besatzungsforschung, an die sie auch Fragen nach der zeitlichen Dynamik von besatzungsinduzierten Verhaltensmustern sowie nach dem Verhältnis zwischen diesen Mustern und Besatzungsstrukturen wie etwa die Entmündigung von Staatlichkeit richteten. Gegen Kritik aus ideengeschichtlicher Richtung, der Tagung habe es am Politischen gefehlt und sie sei moralischen Fragen ausgewichen, verteidigten sie ihre Ablehnung des Kollaborationsbegriffs mit andernorts bereits extensiv publizierten Argumenten. Menschliches Verhalten, so betonte Tönsmeyer, könne jenseits einer problembehafteten moralischen Bewertung in Verhaltensmuster übersetzt werden. Lindenberger verwies hierzu auf die historische Kategorie des Eigen-Sinns.

Die Tagung stellte durch die thematische Bandbreite der Vorträge sowie die intensiven Diskussionen unter Beweis, dass das Interesse am Besatzungsalltag auf absehbare Zeit nicht nachlassen wird. Im Ergebnis zeichnete sie sich weniger dadurch aus, dass historiographische Gewissheiten präsentiert worden wären, sondern durch das Aussprechen von Fragen, die auf Leerstellen der Forschung verweisen, etwa hinsichtlich des Stellenwertes von Subjektivität oder der Zeitregime unter Besatzung. Die Papers wiesen überwiegend einen (un-)mittelbaren Gewaltzusammenhang auf. Mehr Mut zu dem, was Stefanie Schüler-Springorum eine Geschichte des Banalen nannte, wäre wünschenswert, um jene „Kipp-Momente“ ins Zentrum zu rücken, deren jederzeit mögliches Eintreten, wenn auch in unterschiedlicher Intensität, den Kern der europäischen Besatzungserfahrung ausmachte.

Konferenzübersicht:

Joachim von Puttkamer (Jena) / Tatjana Tönsmeyer (Wuppertal): Begrüßung und Einführung

Panel 1: Wohnen
Chair: Joachim von Puttkamer (Jena)

Agnieszka Wierzcholska (Berlin): Occupied Societies, Housing and Relations between Local Jews and Non-Jews in a Town in the General Government

Shannon Fogg (Rolla, Missouri): The French under Nazi Occupation: Competing Claims for Home

Natalia Aleksiun (New York): Shattered Homes: Jews Hiding in Eastern Europe during the Shoah

Kommentar: Birthe Kundrus (Hamburg)

Panel 2: Medizinische Versorgung
Chair: Barbara Klich-Kluczewska (Krakau)

Violetta Hionidou (Newcastle): Medicine and Famine in Occupied Greece, 1941–44

Wiebke Lisner (Hannover): Midwives, Mothers and Obstetrics under Occupation in Western Poland

Kommentar: Sybille Steinbacher (Frankfurt am Main)

Panel 3: Freizeit
Chair: Thomas Lindenberger (Dresden)

Pavel Skopal (Brno): Cinema-Going in the Protectorate of Bohemia and Moravia: A Case Study on the City of Brno

Berhard Groß (Jena): Same, but Different? Film Culture in Austria before and after 1938

Jan Hassink (Göttingen): Sports and Everyday Life in Occupied Alsace, 1940–1944

Kommentar: Stefanie Schüler-Springorum (Berlin)

Keynote:
Nicholas Stargardt (Oxford): Die Gleichzeitigkeit der Besatzung: Liebe, Spiele und unbesetzte Zeit

Panel 4: Kindheiten
Chair: André Postert (Dresden)

Machteld Venken (Luxemburg): The Ambiguity of Germanness among Borderland Youth in Europe: A Preliminary Comparison

Johannes-Dieter Steinert (Wolverhampton): Deportation, Holocaust and Forced Labour: Polish, Soviet and Jewish Children, 1939–1945

Francesca Weil (Dresden): Children, Teenagers and Women in Saxony during the Division into a American West Saxony and a Soviet Occupied East Saxony (from April to early July 1945)

Kommentar: Alfons Kenkmann (Leipzig)

Abschlussdiskussion:
Pieter Romijn (Amsterdam), Tim Kirk (Newcastle), Thomas Lindenberger (Dresden), Joachim von Puttkamer (Jena), Tatjana Tönsmeyer (Wuppertal)